Lesen

Ich habe das Buch gelesen

Es kommt immer wieder vor, dass im Gespräch ein Film beiläufig erwähnt wird, oder es kommt irgendeinen Buchtitel oder den Namen eines Schriftstellers auf, der gerade in aller Munde ist – in Talkrunden im Fernsehen wird davon gesprochen oder bei einem Podcast vorgestellt. Daraufhin sagt jemand anderes in der Nähe: Ich habe es nicht gesehen (oder gehört), aber ich habe das Buch gelesen.

Genauso eine Person bin ich. Ich lese. Viel. Oft. Eigentlich immer. Im Zug. Im Wartezimmer. Im Bett.

Das Lesen gehört zu mir. Ich habe immer gelesen.

Schon von klein auf. Breitgefächert. Mehrgleisig. Belletristik. Fachliteratur. Biografien. Anleitungen. Kochbücher. Es gibt tatsächlich Bücher in jedem Raum meines Hauses. Sie stapeln sich und sie vermehren sich. Sie sind raumfordernd. Und egal wieviele Bücherschränke ich aufstelle, reichen sie nie.

Seitdem ich meinen E-Reader geschenkt bekam, wuchern sie dort auch. Um ehrlich zu sein, sogar auf zwei davon – einmal beruflich und einmal privat. Obwohl es schwer ist, dazwischen zu trennen – was Vergnügen ist und was beruflich bedingt ist.

Es fühlt sich manchmal an wie bei Herkules und der Hydra – nur,  statt dass zweien Köpfe für jeden abgeschlagenen Kopf nachwächst, führt ein gelesenes Buch dazu, dass ich weitere Bücher lesen möchte (muss!). Die japanische Sprache hat sogar ein Wort dafür: Tsundoku*. Das Kaufen von Büchern, um sie auf einem Stapeln von ungelesenen Büchern zu legen. Es hilft auch nicht, dass mein Bruder mir immer wieder neue Anregungen liefert. Und mein Business-Coach tut es auch. Und meine beste Freundin.

Und wer profitiert eigentlich davon?

Ganz bestimmt profitieren z.B. Amazon, Thalia, Waterstones und Hugendubel, davon. Ich habe mir schon überlegt, ob ich Aktien von einer der Firmen (oder allen) kaufen sollte, damit ich wenigstens von meiner eigenen Lesesucht profitieren könnte. Ich könnte etwaige Dividenden gleich in neue Bücher reinvestieren!

Du fragst dich nun vielleicht: Wozu? Warum lese ich so viel?

Nun, um meinen Horizont zu erweitern, zum einen. Um mich zu informieren und um besser zu verstehen, was in der Welt um mich herum passiert. Auch als Möglichkeit, mitzuempfinden, wie es Anderen geht. Um neue Welten zu entdecken und darüber nachzudenken. Und manchmal auch, um meiner eigenen Welt zu entkommen.

Meine Hoffnung ist, dass auch Andere davon Nutzen haben – durch Empfehlungen, durch das Wissen und die Weisheit, die ich mir aneigne oder auch durch die Weitergabe von Information und Ideen. Und daher werde ich gelegentlich über Bücher und Autoren schreiben, die mich beeinflusst oder beeindruckt haben.

Denn schon lange vor mir hat Henry David Thoreau erkannt:

„Nicht alle Bücher sind so stumpf wie ihre Leser. Sie enthalten vielleicht Worte, die genau auf unsere Verhältnisse passen, die, wenn wir sie nur wirklich hören und begreifen würden, mehr Segen in unser Leben tragen könnten als der Morgen oder der Frühling. Sie vermöchten vielleicht unsere ganze Lebensanschauung zu ändern. Wie mancher Mensch datiert eine neue Ära seines Lebens von der Lektüre eines Buches. Das Buch, das unsere Wunder erklärt und uns neue Wunder offenbart, existiert vielleicht irgendwo. Dinge, die bislang nicht vor uns ausgesprochen wurden, finden wir vielleicht irgendwo ausgesprochen. Dieselben Fragen, die uns erregen und quälen und verwirren, haben verständige Menschen stets beschäftigt. Nicht eine einzige ist übergangen worden, und jedermann hat, je nach seinen Fähigkeiten, mit Worten oder mit seinem Leben darauf geantwortet.“ (aus „Walden, oder: Leben in den Wäldern“ von Henry David Thoreau)

Links:

Walden, oder Leben in den Wäldern. Henry David Thoreau. eBook-Originalausgabe 04/2013 eClassica: www.amazon.de
*Tsundoku: www.bedeutungonline.de